09.12.2020

Zusammen recyceln

Alte SWM Werbebanner einfach wegschmeißen? Nö, nicht mit uns! Wir recyceln ausrangierte Materialien, indem wir sie zur Kreativwerkstatt der Lebenshilfe in Magdeburg bringen. Dort entstehen in Handarbeit robuste Taschen in kräftigen Farben und außergewöhnlichen Formen. Unser Team besuchte die fleißigen Näherinnen und Näher.

„Ich nehme jeden Tag einen anderen Ohrwurm mit nach Hause“, erklärt uns Susanne Kreutzer, während uns die Mittagssonne auf die Gesichter scheint. Wir befinden uns auf dem Hof der Lebenshilfe-Werkstatt in der Leipziger Straße, zusammen mit Lion, einem jungen Mann, dem die Energie niemals auszugehen scheint. Gerade hat er seine Augen geschlossen, große Kopfhörer bedecken die Ohren, und er tanzt. „Wenn ich ihn jetzt nicht an das Ende der Pause erinnere, würde er wohl ewig so weitermachen“, blickt Susanne Kreutzer mit einem Lächeln auf ihren Mitarbeiter.

Lion in der Mittagspause

Aber bitte mit Musik!

Susanne Kreutzer, Fachkraft zur Arbeit und Berufsförderung, arbeitet seit 2016 in der Werkstatt. Zum Team der 38-Jährigen gehören sechs Näherinnen plus Lion. Gute Stimmung hat hier schon immer geherrscht, aber mit Lion wird nun noch mehr gelacht und vor allem gesungen. Bei aller Freude und Lockerheit geht es aber auch um die Arbeit, deren Ablauf einer geregelten Struktur folgt. Pünktliches Erscheinen zum Arbeitsstart um 7:30 Uhr ist erstes Erfordernis. Die Mittagspause findet in der hauseigenen Kantine statt. Auch jetzt geht es für Lion nicht ohne Musik. Immer wieder reißt er die Arme in die Höhe und singt mit seinem Handy um die Wette. Es läuft der Faschings-Hit „Hände zum Himmel!“. Nach dem Essen folgt dann die letzte Runde am Arbeitsplatz, bis zum Feierabend am Nachmittag. In ihrer Antwort auf die Frage, was Susanne Kreutzer an ihrem Mitarbeiter besonders schätzt, schwärmt sie von seinem fröhlichen Wesen und seinem Humor. Selbstverständlich passt es handwerklich auch. „Lion kann sehr gut mit der Nähmaschine umgehen, er macht gerade Nähte, bekommt Kurven und Ecken hin.“

Arbeitsalltag in der Nähwerkstatt der Lebenshilfe Magdeburg
SWM Logo wird an Federmäppchen genäht

„Wenn es mal stressig wird, achte ich sehr genau daruf, dass ich die Hektik nicht auf mein Team übertrage.“

In der Ruhe liegt die Kraft

Wenn ein neuer Auftrag anliegt und das Material – hier war auch schon einmal ein ausrangierter SWM Heißluftballon dabei – geliefert ist, wird es gereinigt und zugeschnitten. Susanne Kreutzer als Gruppenleiterin schaut dann, wer was am besten machen kann, und erklärt die Vorgehensweise. „Es kommt zunächst auf Wiederholungen an, aber dann läuft es bald von allein. Mein Team arbeitet sehr selbstständig.“ Es sei bei ihrer Arbeit auch wichtig, stets mit Ruhe vorzugehen. „Wenn es mal stressig ist, dann achte ich sehr genau darauf, dass ich die Hektik nicht auf mein Team übertrage.

Lion in der Näh-Werkstatt Lebenshilfe Magdeburg

Lions sehnlichster Wunsch ist es, eine Party mit seinem besten Kumpel zu schmeißen. Es gäbe alkoholfreies Bier, und die Feier ginge bis zum Morgengrauen, schildert er uns seine Vorstellungen sehr präzise. Lion liebt Schlager, was nur auf den ersten Blick nicht so ganz zu seiner Vorliebe für den Parkour-Sport zu passen scheint. Wenn er sich dynamisch um einen Baum auf dem Hof schwingt, dabei Matthias Reim auf den Ohren, wird klar, dass coole Moves und deutscher Schlager wohl doch ganz gut harmonieren.

Sehen, was man geschafft hat

„Viele haben Berührungsängste, wenn es um die Arbeit mit Menschen mit Behinderung geht“, erzählt uns Susanne Kreutzer von ihren Erfahrungen außerhalb der Werkstatt. „Diese Angst ist für mich vollkommen unbegründet, denn ich gehe auf meine Mitarbeitenden mit viel Offenheit und Humor zu. Ich rede hier genauso wie zu Hause auch …“

Neben all dem Spaß darf die Arbeit dennoch nicht zu kurz kommen.

Es gibt viel zu tun – für die gewerblichen Kunden, aber auch für die eigenen Veranstaltungen wie den Basar oder für den Werkstattladen in der Leipziger Str. 8. Bei saisonalen Events erleben Lion und seine Werkstatt-Kolleg:innen dann auch, wie das von ihnen Hergestellte den Besitzer wechselt. Neben der Wertschätzung, die Susanne Kreutzer ihren Mitarbeiter:innen unmittelbar ausdrückt, ist dies also eine weitere Form der Bestätigung. Ihr Team kann sehen, wie das, was sie gemeinsam erschaffen haben, anderen gefällt.

Einblick in die Nähwerkstatt der Lebenshilfe Magdeburg
Nähmaschine mit Zubehör

In der Textilwerkstatt arbeiten sechs Näherinnen und ein Näher.


SWM Federmäppchen genäht von der Lebenshilfe Magdeburg

Mit Ohrwurm ins Wochenende

Weil Tanzen und Nähen nun einmal nicht zeitgleich funktionieren, bittet Susanne Kreutzer ihren Mitarbeiter, sich so langsam die Kopfhörer von den Ohren zu nehmen. Die Pause ist vorbei, und ein paar Nähte wollen heute noch gemacht werden, bis der Feierabend lockt. Lion schaltet seine Musik ein letztes Mal auf Lautsprecher. Es läuft „Final Countdown“. Susanne Kreutzer lacht: „Das ist dann wohl mein Ohrwurm fürs Wochenende!“

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