16.09.2020

Na ja, so weit würden wir nicht gehen. Aber Fernwärme ist nachhaltig, effizient und kostengünstig. Kurzum: eine richtig gute Sache. Deshalb investieren wir in das Magdeburger Fernwärmenetz, bauen neue Leitungstrassen und Anlagen. Und versetzen manchmal sogar Kraftwerke.

Die Idee klingt neu und innovativ, ist aber schon mehr als 120 Jahren alt: Warum nicht Wärme, die bei der Stromproduktion oder als Abwärme im Kraftwerk ohnehin anfällt, zum Heizen von Häusern, Büros oder Geschäften nutzen? 1893 leiteten die Hamburger Elektrizitätswerke probeweise Dampf ins benachbarte Rathaus, damit es die Ratsherren drinnen muckelig warm hatten. Kurz darauf folgte Berlin dem Beispiel. Nach dem 2. Weltkrieg eroberte die Fernwärme vor allem den Osten Europas. Auch in der DDR war sie – aus Mangel an Gas und Öl – weit verbreitet.

Blick auf die Fernwärmebaustelle Beims-Siedlung
Ansicht von SWM Fernwärmeleitungen oberirdisch

137 Kilometer misst das Fernwärmenetz der SWM Magdeburg.

Wieder im Trend

Heute erlebt Fernwärme ein ungeahntes Comeback: Rund 5,6 Millionen Haushalte in Deutschland heizen mit ihr – Tendenz steigend. Vor allem in ostdeutschen Städten ist das Fernwärmenetz gut ausgebaut.

Wir finden: Fernwärme ist zeitgemäßer denn je. Denn sie ersetzt fossile Brennstoffe wie Öl und Gas und entlastet damit das Klima. Deshalb investieren wir seit vielen Jahren in das Magdeburger Fernwärmenetz: Moderne Leitungstrassen und Kraftwerke liefern unseren Kunden umweltfreundlich erzeugte Wärme direkt ins Haus.

Luftaufnahme des Müllheizkraftwerkes (MHKW) in Magdeburg Rothensee

Unsere Fernwärme entsteht vor allem im Müllheizkraftwerk (MHKW) Rothensee. Dort erzeugen riesige Turbinen, angefeuert durch Restabfälle der Magdeburger Haushalte, gleichzeitig Strom und Wärme nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung. Das ist sehr effizient, da der eingesetzte Brennstoff doppelt verwertet wird. Bei Bedarf speisen die Heizwerke Mitte und Rothensee Wärme zu, damit die Heizkörper und damit die Füße unserer Kunden immer schön warm bleiben.

Ganz schön gefräßig

Seit Herbst 2016 sorgt zudem unser Biomasseheizkraftwerk (BMHKW) für wohlige Wärme in Ostelbien. Für die neue Heizzentrale haben wir in Tangermünde ein gebrauchtes Kraftwerk abgebaut und in Magdeburg neu aufgebaut: 700 Tonnen Beton haben Bagger ausgestemmt und verladen, Spezialtransporter haben einen 28 Meter hohen Schornstein an den Gübser Weg geschleppt.

Ein SWM Miotarbeiter steht vor einem Radlader, der gerade Holzhackschnitzel lädt
Besucherzentrum BMHKW Magdeburg

Bis zu 45.000 Tonnen Holzhackschnitzel „vertilgt“ unser Biomasseheizkraftwerk in Ostelbien pro Jahr. Aus dem nachwachsenden Rohstoff, der bei der Landschaftspflege in der Region anfällt, gewinnen wir Fernwärme und Strom für unsere Kunden.
Unsere 4,5 Kilometer lange Fernwärmetrasse versorgt rund 4.000 Haushalte in Ostelbien.

"Grüne Wärme" für Stadtfeld

Damit noch mehr Magdeburger Fernwärme bekommen, bauen wir unser 136 Kilometer langes Leitungsnetz weiter aus. Im März 2019 fiel der Spatenstich für eine 10,5 Kilometer lange Trasse, die künftig Fernwärme nach Stadtfeld-Ost und in die Beimssiedlung transportiert. 3.800 Wohneinheiten und vier Schulen stellen um auf Grün: Weg von Erdgas und Öl, hin zu umweltschonender Fernwärme.

Die Baustelle der Fernwärmetrasse in der Magdeburger Beimssiedlung in eingezäunt. Erste Leitungen sind schon verlegt
Fernwärmetrasse in der Wilhelms-Klees-Straße in Stadtfeld

Durch die Umstellung spart Stadtfeld jährlich 7.600 Tonnen CO2 – so viel, wie 673 Deutsche pro Jahr verursachen.


Fernwärmetrasse in der Sudermannstraße in Stadtfeld in Magdeburg

Die Fernwärme-Kunden profitieren von nachhaltig erzeugter Energie zu günstigen Konditionen und mehr Platz. Wie, mehr Platz? Na ja, der olle Heizkessel oder Öltank aus dem Keller landet endgültig auf dem Schrottplatz: Die im Kraftwerk gewonnene Wärme strömt einfach als heißes Wasser über Rohre zu ihnen. Auch um den Brennstoffeinkauf, die Wartung der Technik oder den Schornsteinfeger müssen sie sich nicht kümmern. Gibt‘s ein Problem, rücken unsere Monteure aus – sieben Tage in der Woche, auch an Feiertagen – das ganze Jahr.

Das macht unsere Fernwärme für unterschiedliche Nutzer interessant: Wohnungsunternehmen und Hauseigentümer sparen sich durch den Umstieg aufwendige Baumaßnahmen wie Solarkollektoren oder Wärmedämmung und senken so ihre Bau- und Sanierungskosten sowie eben auch die Nebenkosten. Auch viele Unternehmen, Geschäfte und öffentliche Einrichtungen lassen sich von uns mit grüner Wärme beliefern, darunter

  • der Magdeburger Zoo,
  • das Rathaus,
  • die MDCC-Arena,
  • das Städtische Klinikum und
  • das City Carré.

Mit nachhaltig erzeugter Wärme versorgt zu werden, fühlt sich einfach gut an. Dass die Idee nicht mehr ganz neu ist: geschenkt.